17.8.13

66. Filmfestival Locarno: Festival der Geduld



Allmählich wird es etwas unübersichlich. All die Filme, die man nicht gesehen hat, all die Filme, die man gesehen hat und deren Bilder sich jetzt im Kopf vermischen. Kein Best Of, eher eine Abfolge von Stills oder Filmausschnitten, Impressions d’un festival de cinéma. Man könnte sagen, ein Festival der Geduld. Denn viele der Filme erforderten sehr viel Geduld, manchmal mehr, als man aufzubringen gewillt war. Und ein Festival der schlechten Filmenden. Da die Pellicula den Filmen kein gewissermaßen natürliches oder materialles Ende mehr auferlegt, scheinen manche Regisseure kein (gutes) Ende mehr zu finden. Aber, auch wenn es eine etwas abgenutze Weisheit ist, mehr ist nicht unbedingt mehr. Irgendwann gibt es in Filmen einen Punkt, von dem ab ein Film eigentlich zu Ende sein könnte: wenn es eigentlich nichts mehr zu sagen gibt, wenn man sich langweilt oder wenn die Handlung an einem irgendwie befriedigenden Punkt angekommen ist. Aber nein, Frame um Frame wird nachgereich – und jedes Mal denkt man, ah, das ist jetzt wohl das Ende, aber nein, Illusionen werden zerstört (wie etwa am Schluss des grandiosen aber doch irgendwie unverständlichen Films „Educação Sentimental“ von Julio Bressane, einem Altmeister des brasilianischen Kinos, in dem Szenen samt Kamera, Regiesseur, AssistentInnen etc. gezeigt werden), andere werden so explizit, dass aller Zauber verschwindet, viele, viele Filme sind zu lang oder zu repetitiv. Um ganz ehrlich zu sein, und das können wir ja in diesem Blog: selten haben wir uns mehr gelangweilt als bei Einigen der diesjährigen Festivalfilme. Aber natürlich gab es auch gute Filme, vermutlich sogar viele, denn wir haben ja nur einen Bruchteil gesehen, und davon gab es auch bemerkenswerte. Dazu später mehr.