nordischer klang, ensemble adapter. vorpremiere
Allerneueste Stücke von 2004 bis 2008 standen auf dem Programm, einige eigens für das ensemble adapter komponiert. Neue Musik des 21. Jahrhunderts also, keine bequeme Musik, Zeitgenössisch-Fragmentarisches fürs Gehör. Beginnend mit dem sehr dissonanten ersten Teil des Mitt Mál (Asmus Trautsch), war es nicht leicht, einen Spannungsbogen zu erkennen. Die, wie im Programm beschrieben, harten, in der Tat trockenen Stoccatoschläge, bewirkten ein gewisses Aufschrecken der Zuhörenden, während der zweite Teil, in dem die zerschwimmende Feuchte des Wassers aufklang, ein wenig beruhigte.
The Rules of Irrevelance (Daíd Brynjar Franzson) waren nicht leicht erfassbar, Spezialisten für Zeitgenössische Musik könnten hier Aufschlussreicheres schreiben. Vielleicht ein wenig zuviel Anspannung bei den MusikerInnen, aber wen wundert’s, die Stücke scheinen viel - wenn nicht alles - von ihnen zu fordern (Kristja Helgadóttir, Flöte, Ingólfur Vilhaálmsson, Klarinette, Gunnhildur Einnarsdóttir, Harfe, Marc Tritscher, Klavier, Matthias Engler Schlagzeug / Perscussionsinstrumente). Ob das sehr Disparate der Kompositon geschuldet ist, oder dem Spiel, ist nicht einfach zu beurteilen. Vielleicht fehlt uns die Feinheit der Ohren ... Gelegentlich scheint der Wunsch auf, jetzt ein Stück von Philipp Glas oder Steve Reich zu hören, die man sonst manchmal langweilig findet. Dann taucht der Gedanke auf, dass dieses fragmentarische Aufscheinen von Klängen - der von ensemble adapter gespielten - sehr gut in die heutige Welt passt, in der es wenig kontinuierliche Linien mehr gibt.
Nun genügend vorbereitet, waren die Sex mínútur von Anna S. Thorvaldsdóttir ein reiner Genuß. Flöte, Harfe und Schlagzeug, die kleinere Besetzung, harmonierte dissonant, das Spiel der Drei war in allen der kurzen Episoden wunderbar miteinander verflochten, die Flöte klang zum Teil wie Shakuhachi-Musik, die Harfe glasklar, atmosphärisch waren diese Sex mínútur, mystisch klangen sie, Naturgeister meinte man darin zu hören, Geheimnis und Tiefe. Sehr einfühlsam gespielt, erntete dieses Stück einen besonders warmen Applaus.
Spannend war, wie erwähnt, der ganze Abend, jedes Stück mit seiner eigenen Charakteristik, anregend. Zum Teil meinte man Anklänge an die Pekingoper oder an No-Stücke zu erahnen, Anklänge aber nur.
Mit einem fulminanten Einstieg begann das letzte Stück, The Blessings of Madness (Atli Ingólfsson). Der Komponist selbst schreibt, seine neuen Stücke seien einfach und relativ voraussehbar, was nicht unebdingt auf das erste Hören zu erfassen war, auch der stabile rhytmische Hintergrund war nicht gleich zu erkennen, aber als man ihn dann hörte: phantastisch. Diese rhytmische Struktur ermöglichte auch ein tolles Zusammenspiel zwischen Klavier, Harfe, Klarinette, Marimbaphon (?) und Flöte, alle virtuos gespielt, komplexe Läufe, vielleicht nicht immer voraussehbar aber wunderbar hörbar. Und von diesem jungen ensemble moderne wird man sicher noch viel hören!
Ein aufregender Ein-Klang für den kommenden Nordischen Klang alles in allem. Nach dem Konzert lohnte sich noch der Blick auf die streng strukturierten Arbeiten von Brand. Faszinierend, man wird noch Gelegenheit haben, sie intensiver zu betrachten und zu begehen und zu begreifen, wie die Primzahlen zum Bild werden.
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