Nordischer Klang: Stavanger Barokk und Kitchen Ensemble.
Warum hören wir nicht jeden Tag Barockmusik? Vor allem, wenn
sie so lebendig, so mitreißend, man möchte fast schreiben“jubelnd“ und mit
einer solchen Brillanz gespielt wird wie
heute Abend im Greifswalder Theater. Und zugleich mit soviel Kitchen-Dissonanz,
dass einem ganz wunderbar zumute wird. Elin Aase hat eine so zauberhaft schöne Sopranstimme,
dass es kaum zu glauben ist, und ihre Technik ist einfach umwerfend –die
barocken Verzierungen sind ja nicht einfach zu singen. Sie nutzt ihre Stimme wie
ein barockes Instrument, man könnte bis in die Ewigkeit zuhören. Dazu virtuos
gespielte Geige, Zink, Viola da Gamba, Laute und Cembalo: das ist Stavanger
Barokk – auf der anderen Seite Vocals , Saxophon, Trompete, Gitarre, Akkordeon
und Bass: das Kitchen Ensemble mit Rock-, Klassik- und Jazzhintergrund. Dazu
Schlagzeug und der Dirigent Nils Henrik Asheim. (Die Musikernamen bitte im
Programm nachschlagen ;)
Eine phantastische Kombination, bei der italienische
Barockmusik und moderne Improvisationsklänge zusammenfinden. Im Programmheft
wird das sehr schön erklärt. Jedes Stück voller Überraschungen, immer neue
Kombinationen, einmal das Barokk-Ensemble, dann das Kitchen Ensemble, dann einzelne
Instrumente/Stimmen aus der Barokk- und der Kitchen-Formation, dann wieder alle
zusammen – und manchmal ein Dialog zwischen zwei Instrumenten, das waren
besonders schöne Momente: Zink und
Trompete, Akkordeon und Cembalo, die sich gegenseitig suchten, fanden,
ergänzten, einander anworteten – die Verwandschaft auskostend, aber doch eigene
Töne findend. Im Grunde hatte dasGanze
eine Art Jazzqualität, wie einzelne Instrumente, Stimmen in den akustischen Vordergrund
traten, wie Stimmen und Instrumente zusammen (dis)harmonierten, sich fanden,
immer neue Verbindungen eingingen, Harmonie in der Dissonanz.
Didrik Ingvaldsen (Kitchen) an der Trompete im Übrigen nahm ganz
besonders die barocke Temperatur auf, das mag daran liegen, dass die Trompete
auch ein Barockinstrument ist. Oder an der besonderen Einfühlungsgabe. Meisterlich
auch die Geige, dasCembalo, die Laute, die Viola da Gamba, auch die
Kitchen-Musiker, aber das Stavanger Barock-Ensemble war besonders
beeindruckend, manchmal schien es, als ob das Barokk-Ensemble improvisierte und
nicht die Kitchen-Musiker, das mag auch am Arrangement gelegen haben.
Die Spielfreude übertrug sich auf das Publikum, vielleicht
auch die Freude des Publikums auf die Spielfreude der Musiker und Sängerinnen - der
lange währende Beifall nach dem Konzert sagt mehr aus tausend Worte. Ein absolutes Highlight!
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