Nordischer Klang: Vom Trinken milchiger Worte
Vielfältig wie Islands Adjektive sind die Bilder und Texte auf den Milchkartons der Mjólkursamsalan (MS), einem Zusammenschluss isländischer Molkereien. Das ist in der Ausstellung am Nordischen Instituts zu sehen, die grade eben frisch eröffnet wurde. Selbstverständlich gab es Milch ...
Die Skandinavistikstudierenden haben sich erbarmt und die Kartons, d.h. die Erklärungen isländischer Redewendungen, gute Ratschläge zum Sprachgebrauch, isländische Alternativvorschläge zu englischsprachigen Begriffen, Prosatexte sowie Gedichte Abrakadabra übersetzt und uns damit wahrlich KEINEN Bärendienst erwiesen. Auch die nicht des Isländischen Mächtigen können sich nun an den Texten und Illustrationen der Milchkartons erfreuen. Ob man diese Kartons, die täglich in 72.000-fache Auflage erscheinen, als Cartoons bezeichnen könnte?
Besonders interessant sind die Gedichte von zehn- bis elfjährigen SchülerInnen. MS hatte sie darum gebeten, Texte zu der Frage „Wer bin ich?“ zu schreiben. Diese sind nun auf (inzwischen leeren) Milchkartons zu lesen, die im Nordischen Institut in Vitrinen liegen. „Ich sein heißt eigentlich nur eine Person in einem Buch zu sein, in dem die wichtigsten Autoren der Welt sich abwechseln, unser Schicksal zu bestimmen ...“ steht da beispielsweise. Wer dort weiterlesen will, wer wissen will, was es heißt, etwas zur Ecke zu retten oder auf den Pferden der Apostel zu reiten, wer sprachliches Gemüse konsumieren möchte, sollte schnell in die Ausstellung Bilder und Texte von Isländischen Milchkartons gehen. Es lohnt sich! Vielleicht sind sogar noch Kaffee, Kuchen und Milch übrig ...
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