21.4.06

Der Apfel

Schon häufig ist mir eine ärmlich gekleidete Frau in gebückter Haltung aufgefallen, die offensichtlich verwirrt durch die Straßen streift und in den Mülleimern nach wie auch immer verwertbarem Material wühlt. Vorgestern ist sie mir sogar dreimal begegnet – einmal hat sie aus dem Papierkorb vor der Post Briefmarken gefischt und vorsichtig glatt gestrichen. Ihre Gestalt, die eine Mischung aus Elend, Zerbrechlichkeit und Liebenswürdigkeit verkörpert, weckt jedesmal Mitleid in mir.

Heute lief ich abends in Nieselregen mit vollen Einkaufstüten vom Supermarkt nach Hause. Da kommt sie mir wieder entgegen. Und wieder regte sich das Mitgefühl in mir. Da kam mir die Idee, ihr einen meiner gerade eben gekauften Äpfel zu schenken.

Ihre Antwort :
« Das ist aber nett von ihnen. Den werde ich jemandem mitbringen ! »

Unerwarteter hätte ihre Reaktion für mich nicht sein können. Die in meinen Augen Bedürftige gibt sogar noch ab und hat jemanden zu versorgen.