4.2.15

schneeflöckchen. weißröckchen. teil 5

seit vierzehn tagen gipfelten sie in kopenhagen, gewannen aber keine aussicht. die schneekristallisation trägt das letzte geheimnis. viel zu spät flaumten die zarten flocken auf die äste. die barometer standen auf der kippe. wir starrten auf die mauer, warteten auf das erscheinen der zeichen. würden sie leuchten. im norden schlugen sie die trommeln. es war nicht schön, was sie mit den knüppeln machten. helme, schilder, tränengaspatronen. die farben auf den gesichtern der mahnpatrouillen dagegen, machtlos oder nicht. wir müssen handeln. nicht reden. sagt er, sagen wir, sagen sie. wir sind uns wie immer alle einig. obamawunder alle warten darauf. die milliarden pupillen der wirklichkeit weiteten sich. nichts, sagtest du, wird auf die windbänder geschrieben. ach der weltatem nur noch zarter hauch. regierungschefs versuchen scheitern abzuwenden. einhunderteinundneunzig länder, da kann man sich vorstellen, wie irrplanetar das zugeht. wenn ihr dann wir. abkommen ankommen drankommen. sie sehen komisch aus in ihren schutzanzügen. auf den malediven bereiten sie sich vor. dort verkünden sie auf palmblättern die neuesten wasserstände. ozonkoronas soll man zuletzt über neuseeland gesehen haben.


(poetische prosa aus dem jahr 2009, letzter teil )

Labels: , ,

3.2.15

schneeflöckchen weißröckchen. teil 4


die kulisse blieb gänzlich unverzaubert. solange man den biss der kälte nicht spürt, die scharfen reißzähne. nicht, dass wir noch wölfisch werden. das fell ist schon am wachsen. wenn die scheeflocken alle auf einmal ihre augen aufschlagen. sie haben keine iris, eher so eine art nachtfrostsonden, von deren blick einem schwindlig wird. wurde uns in jener nacht als wir durch die winterspaliere gingen. die vibrionen waren in lauerstellung, sie sammelten kraft für den lauen bodden wasser sommer, für’s kollaborative keimen im seichten, auch wenn es ein bisschen eng würde bei einer million keime pro liter. gramnegativ war euer blick auf die zukunft, die gedanken gekrümmte stäbchen, typisch für die vibrio vulnificus stimmung. wir würden nicht hingehen mit unseren herzwunden.

(poetische prosa aus dem jahr 2009, teil 4)

Labels: , ,

2.2.15

schneeflöckchen weißröckchen. teil 3



schneeflöckchen um schneeglöckchen, winzige kristallgebilde, rieselten rieselten verschwand der asphalt. ich war schneeleicht geworden, hinterließ beim gehen keine loiplinien. glitzergeranien beblühten die simse. sandkörner rieselten traumseits, du hieltest es mit den jungfräulichen bergen. der aletsch gletscherte so lang er noch konnte. alle gingen vorsichtig, als seien die treppen aus zerblechlichem glas. dabei waren wir’s. im eispalast vergnügten sich die mit dem kalten herzen. die schneesicht war rundherum blind. weißgewaschen unser gedächtnis, immer wieder von vorn beginnen, wortklauben unter den schneehauben. die weißen laken im hof über dem pflaster liegen über den mülltonnen der wäscheleine den eismundspuren, die stühle im garten haben ihre hüllen dagelassen dem schnee, waren fortgegangen, ob sie wiederkehren würden. ob wir.



(poetische prosa aus dem jahr 2009, teil 3)

Labels: , ,

1.2.15

schneeflöckchen weißröckchen. teil 2



der schnee legte sich auf die langfingrigen büsche, auf die nadelzweigbüschel der bäume, in die pommerschen beete, aufs barhmerzige gras alles eins. ob sie froren. 16.30 die temperatur sank auf minus 3,5 grad. weiße hauben, weiße gauben, weiße lauben. autos hatten beschlossen winterruhe schliefen friedlich. lanzarote bluffte mit temperaturen um die 23 grad, zwei grad mehr als die wassertemperatur atlantik. ich hielt die hand ins haffwasser, hielt sie nicht, meine finger verwandelten sich in eisblütiges glas.


(poetische prosa aus dem jahr 2009, teil 2)

Labels: , ,